W124 Holzapplikationen unkompliziert aufarbeiten
Eine einfache Anleitung zum Aufpolieren der häufig zerkratzten Holzapplikationen aus Zebrano oder Wurzelholz im W124. Es werden keine Poliermaschinen, 2K-Lacke oder Spritzpistolen vorausgesetzt.
benötigte Hilfsmittel
- Nassschleifpapier in den Körnungen 1000, 1500 und 2000 (je nach Durchhaltevermögen noch 2500 und 3000) (Kosten: ca. 3€ pro Packung)
- „Rot-Weiß“ Schleif- und Polierpaste (Kosten: ca. 5€ für 100ml)
- Lackpolitur, z.B. von Petzoldts „Premium Schleif Politur“ (Kosten: ca. 10€ für 250ml)
- Wachspolitur, z.B. „Meguiars Deep Crystal Carnauba Wax“ (Kosten: ca. 11€ für 473ml)
- Schleifblock (Kosten: ca. 2€)
- Microfasertuch
- Handtuch
- Schüssel mit Wasser
Risse im Lack?
Falls der Lack bereits Risse hat (wie fasst jedes Brettchen), wird sich darin das Schleifwasser und die Polierpaste weiß absetzen. Um dies in Grenzen zu halten, zwischendurch und am Ende mit einem feuchten Tuch (mit klarem Wasser) den Riss abwischen. So bleibt dieser fast unsichtbar. Ein wenig Patina gehört zu unseren Autos dazu.
Um die Risse komplett loszuwerden, ohne das Brett komplett neu zu lackieren, führe ich aktuell Tests durch. Eventuell kommt hierzu auch noch ein Beitrag.
1. Ausbau
Natürlich sollten die zu bearbeitenden Holzapplikationen vorher aus dem Fahrzeug ausgebaut werden. Hierzu entsteht noch eine gesonderte Anleitung.
2. Schleifen
Zuerst das Schleifpapier in der Wasserschüssel anfeuchten. Danach fängt man mit dem 1000er Schleifpapier an, von Links nach Rechts zu schleifen bis keine tieferen Kratzer mehr zu erkennen sind und der Lack gleichmäßig matt ist (auch die Kanten). Dabei das Holz regelmäßig mit einem Tuch trockenwischen, damit das Wasser vom Schleifen an den Seiten nicht zu sehr einzieht (die weißen Ablagerungen sind kein Problem, diese kann man mit einem feuchten Tuch entfernen). Das Schleifpapier regelmäßig in der Wasserschüssel vom Schleifstaub befreien und anfeuchten.
Nun das ganze mit dem 1500er und 2000er (und 2500er und 3000er) wiederholen. Je kleiner die Körnung wird, desto länger dauert der Schleifgang. Die Oberfläche sollte bei jedem Durchgang an allen Stellen den gleichen „Mattheitsgrad“ haben. Pro Schleifgang kann man so ca 1,5-2 Stunden einplanen. Am Ende reflektiert das Holz ganz leicht und fühlt sich schon sehr glatt und weich an (wird auch als „seidenmatt“ bezeichnet).
3. Polieren
Nun kommt die Rot-Weiß Schleif- und Polierpaste zum Einsatz. Diese mit einem Microfasertuch von Links nach Rechts leicht einarbeiten. Auch dabei regelmäßig abwischen und schauen wie es aussieht (gute Motivation zum Weitermachen). Man kann gut erkennen, wie das Holz immer tiefer glänzt. Diesen Vorgang führt man fort, bis alle Mini-Riefen von den vorhergegangenen Schleifgängen verschwunden sind. Das kann 2, 3, 5 oder 10 Stunden dauern – dies hängt vom eigenen Perfektionismus ab. Diese Arbeit kann gut abends vor dem Fernseher erledigt werden. Dann gibt es auch keinen Ärger von der Frau. Damit der Lack einen noch tieferen Glanz bekommt, wird als nächstes mit der Lack-Politur und einem Microfasertuch noch ein- bis zweimal poliert.
4. Wachsen
Das optimale Finish entsteht durch das Wachs, ganz genau wie beim Außenlack des Fahrzeuges. Dafür wird das Wachs mit einem Microfasertuch leicht eingearbeitet bis es trocken ist. Hinterher mit einem Froteetuch drüberwischen und das neu glänzende Wurzelholz (oder Zebrano) bestaunen.
5. Einbau
Nun ist das Brett wieder einbaufertig und man wird in Zukunft aufpassen, dass im Auto kein unachtsamer Beifahrer mehr etwas auf das Holzbrettchen legt, damit es nicht zerkratzt. Der Vorgang erfordert einen langen Atem, aber man kann hinterher sehr stolz auf sich sein.
Ursprünglich veröffentlicht am 22.08.2014 bei W124-Freunde.com
3 KOMMENTARE
Wahnsinn wie du deine Holzaplikationen aufgearbeitet hast. Was macht man wenn die Teile nicht nur verkratzt sind sondern Risse im Klarlack haben. hast du da auch einen Tipp?
Moin, dafür habe ich bisher auch keine perfekte Lösung gefunden. Wenn man beim Polieren regelmäßig das „weiße Wasser“ aus dem Riss wischt und mit klarem Wasser nachwischt, sind die Risse später fast nicht mehr zu sehen. Manche würden es dann als Patina bezeichnen.
Eine Idee, die ich aber noch nicht ausprobiert habe, wäre noch, mit einem Dremel ganz ganz vorsichtig den Klarlack am Riss soweit entfernen, wie tief der Riss ist und diesen dann mit 2k-Klarlack wieder auffüllen. Es kann aber sein, dass man den Lack färben oder das Holz beizen muss. Die Farbe genau zu treffen, wird sicher nicht einfach sein.
Ich wollte an einem alten Holz noch ein paar Tests dazu durchführen, bin aber bisher noch nicht dazu gekommen. Sollte ich Erfolg haben, werde ich berichten.
Hallo Johannes
Wie weit sind deine Versuche vorgedrungen um die Risse mittels auffüllen mit Klarlack verschwinden zu lassen…..?
Gruß Thomas