Kostenvergleich zwischen Youngtimer und Neuwagen

Mercedes-Benz fahren ist teuer? Alte Autos sind sowieso teuer? Und dann trotzdem ein W124? Ja klar! Aufräumen mit Klischees! Runter mit den Kosten.

Wie günstig ein Youngtimer wirklich ist.

Neue Autos sind spritsparend, kosten weniger Steuern und gehen selten kaputt. Außerdem sind sie viel umweltfreundlicher, weil sie weniger CO2 und Stickoxide ausstoßen. Und mit einem günstigen Kredit oder per Leasingvertrag kann sich praktisch jeder ein neuwertiges Auto leisten. Kann man das wirklich? Und will man das auch?

Mein Auto oder das Auto der Bank?

Wem gehört ein geleastes 60.000€ Auto, wenn es hart auf hart kommt? Richtig! Der Bank. Und was passiert mit einem Auto, das von einem Kredit finanziert wurde, wenn der Kredit nicht abgezahlt wird? Richtig. Es gehört ebenfalls bald der Bank – oder dem Gerichtsvollzieher – oder dem Inkassounternehmen.

Wem gehört ein 7.000€ Youngtimer, der beim Kauf bar bezahlt wurde? Richtig. Dir! Und was passiert, wenn du mal kein Geld für den Unterhalt des Fahrzeugs hast? Das schlimmste wäre eine Stilllegung. Aber auch dann gehört das Auto trotzdem noch dir! Und selbst, wenn du das Geld dringend brauchst. Dann verkaufst du das Auto für 7.000€ oder sogar für 8.000€, weil es durch deine gute Pflege und dem zunehmenden Alter einen Wertzuwachs genossen hat. Passiert so etwas bei einem Neuwagen? Wenn es nicht gerade ein Mercedes-Benz SLS oder SLR McLaren ist, dann eher selten.

Was ist nun die Lösung des Problems? Ein 60.000€ Auto bar bezahlen! Okay, das ist auch eine Lösung. Das können und wollen aber nur sehr wenige Menschen. Und die werden diesen Text wohl nicht lesen.

Was für Vorteile habe ich von einem neuen Auto?

Kosten der KFZ-Steuer

Neue Autos haben auf den ersten Blick viele Vorteile. Fangen wir mit der KFZ-Steuer an. Eine Mercedes-Benz E-Klasse (W212, E220CDI Baujahr 2013) kostet 267€/Jahr KFZ-Steuer. Ein W124 250D kostet 401€/Jahr KFZ-Steuer. Aber was ist, wenn dieser bereits ein H-Kennzeichen hat? Dann sind es 192€. Das ist dann doch schon deutlich weniger. Der Vorteil beim W124 liegt darin, dass er preislich gesehen noch kein „echter“ Oldtimer ist. Es dauert noch ungefähr 10 Jahre, bis alle W124er ein H-Kennzeichen erhalten können. Beim W123 ist dieser Schritt bereits vollzogen, weshalb dieser nicht mehr so günstig zu kaufen ist, wie der W124.

Die KFZ-Steuer kann man z.B. hier berechnen: kfz-steuercheck.de

Kosten der Versicherung

Wenn wir gleich bei den Fixkosten bleiben. Wie sieht es bei den Versicherungskosten aus? Da sollte ein neues Auto doch sicher günstiger sein, da es viel besser gegen Diebstahl gesichert ist. Außerdem sind viel mehr Assistenzsysteme verbaut um Fahrfehler zu erkennen und Unfälle zu vermeiden. Richtig. Das sind entscheidende Sicherheitsaspekte, auf die wir noch zu sprechen kommen. Aber wirken sich diese auch auf die Versicherungsprämie aus?

Bei check24.de habe ich die Daten eingegeben und verglichen:

W212 220CDI, Baujahr 2013, Neuwert 60.000€, jährliche Fahrleistung 10.000km, Abstellplatz Carport, jüngster Fahrer 22 Jahre als Neuvertrag (ohne Prozente), Haftpflicht + Teilkasko mit 150€ Selbstbeteiligung

günstigstes Angebot: 872,95€ (89 Suchergebnisse)

W124 250D Baujahr 1990, Neuwert konnte man nicht angeben, jährliche Fahrleistung 10.000km, Abstellplatz Carport, jüngster Fahrer 22 Jahre als Neuvertrag (ohne Prozente), Haftpflicht + Teilkasko mit 150€ Selbstbeteiligung

günstigstes Angebot: 834,96€ (50 Suchergebnisse)

Man erkennt, dass beide Ergebnisse recht ähnlich, der W124 jedoch um ca. 40€ günstiger zu versichern ist. Dieses Ergebnis könnte man als ein Gleichstand sehen. Wobei man sagen muss, dass der W124 gerade als Diesel in der Versicherung im Vergleich zu anderen Youngtimern doch recht teuer ist. Das ist darauf zurückzuführen, dass dieses Modell früher ziemlich oft geklaut und in den Osten überführt worden ist. Gerade der Diesel war ein häufiges Ziel.

Old-/Youngtimer-Versicherung

Zu beachten ist, dass der W124 mittlerweile auch ein H-Kennzeichen bekommen kann. Aber auch, wenn der Wagen noch keine 30 Jahre alt ist, kann er durchaus sehr günstig versichert werden. Der bekannteste Anbieter hierfür ist die OCC aus Lübeck. Die Württembergische Versicherung bietet ebenfalls eine Youngtimer-Versicherung an.

Die allgemeinen Voraussetzungen für die Youngtimer-Versicherung sind:

  • Fahreralter nicht unter 23 Jahre
  • festen Stellplatz (Carport, Garage)
  • Alltagsfahrzeug vorhanden
  • max. Fahrleistung im Jahr von  höchstens 10.000km

Diese Bedingungen variieren von Anbieter zu Anbieter. Damit soll verhindert werden, dass diese Fahrzeuge als Alltagswagen genutzt werden. Vorteil ist auch, dass die Prämien nicht nach Schadenfreiheitsklassen berechnet werden. Bedeutet, im Falle eines Unfalls, wird der Betrag im nächsten Jahr nicht erhöht. Sollte das Fahrzeug verkauft und wieder ein Alltagsfahrzeug angemeldet werden, werden die schadenfreien Jahre bescheinigt.

Kosten der Reparaturen

Wie sieht es bei den Reparaturkosten aus?

Dort muss nun differenziert werden. Viele Youngtimer-Fahrer reparieren ihre Fahrzeuge teilweise oder auch komplett selbst. Hier werden natürlich nur die Ersatzteile gekauft.
Neuwagenfahrer bringen das Fahrzeug eher in die Werkstatt. Häufig wird das Fahrzeug aufgrund der Garantie sogar zur Vertragswerkstatt gebracht.

Ersatzteile

Eine Rückleuchte für den W124 kostet bei TE-Taxiteile.com 24,99€

Eine Rückleuchte für den W212 kostet bei TE-Taxiteile.com 159,95€

 

Ein Anlasser für den W124 kostet bei TE-Taxiteile.com 98,00€

Ein Anlasser für den W212 kostet bei TE-Taxiteile.com 199,00€

 

Zwei Bremsscheiben (vorn,innenbelüftet) für den W124 kosten bei TE-Taxiteile.com 39,98€

Bremsbelege (vorn) für den W124 kosten bei TE-Taxiteile.com 27,99€

 

Zwei Bremsscheiben (vorn,innenbelüftet) für den W212 kosten bei TE-Taxiteile.com 40,40€

Bremsbelege (vorn) für den W212 kosten bei TE-Taxiteile.com 59,90€

 

Reparaturleistungen

Dies ist schwierig zu beurteilen, da die Werkstätten da teilweise sehr verschieden kalkulieren. Man sollte sich immer mehrere Angebote einholen. Leider geht die Entwicklung immer weiter dahin, Teile nur noch auszutauschen und nicht mehr zu reparieren. Moderne Fahrzeuge sind hierauf auch nicht mehr ausgelegt. Der W124 allerdings schon! Für die Einspritzpumpen gibt es zum Beispiel Dichtungssätze zu kaufen. Auch die Glühbirnen an den Beleuchtungseinheiten sind sehr einfach zu wechseln. Zumindest die LED-Scheinwerfer des W212 können meines Wissens nicht auseinandergebaut werden.
Hier kann man sagen, dass die Werkstattleistungen beim Youngtimer besser geplant werden können und somit überschaubarer sind. Oft können Teile schon selbstständig vorbereitet oder ausgebaut werden und die Werkstatt erledigt nur das, was man sich nicht zutraut oder nicht kann. Bei einem Neuwagen ist hier häufig kein Handlungsspielraum. Ohne Computer und Diagnosekabel lässt sich hier nicht viel selbstständig reparieren.

 

Spritverbrauch

Natürlich kann man festhalten, dass 25 Jahre Wissenschaft und Technologie nicht spurlos vergangen sind. Die Motoren sind definitiv sparsamer und effizienter geworden. Wurde diese Entwicklung jedoch auch 1:1 an den Endverbraucher weitergegeben?

Schauen wir uns unsere beiden Testfahrzeuge einmal bei Spritmonitor.de  an:

W124 250D

Spritmonitor Durchschnitt W124 250D
Spritmonitor Durchschnitt W124 250D

offizieller Normverbrauch 7,1-8,0 Liter/100km (kombiniert)

W212 220CDI

Spritmonitor Durchschnitt W212 220CDI
Spritmonitor Durchschnitt W212 220CDI

offizieller Normverbrauch 5,0-5,4 Liter/100km (kombiniert)

Was sagt uns der Vergleich?

Wenn wir nur die drei mittleren Werte betrachten, springt als erstes ins Auge, dass der W124 mit seinem Normverbrauch genau passt! In diesem Bereich liegen tatsächlich die meisten Werte. Beim W212 ist dies leider nicht der Fall. Der Normverbrauch wurde genau genommen nur ein einziges Mal erreicht, obwohl vom W212 viel mehr Vergleichswerte vorliegen. Alle anderen Werte liegen deutlich darüber! Teilweise sind die Werte fast doppelt so hoch.
Ungeachtet des Normverbrauchs sind die beiden Fahrzeuge tatsächlich ungefähr gleich durstig. Der W212 bietet hierbei natürlich weitaus bessere Fahrleistungen. Das Fahrzeug wiegt auch mehr, hat mehr Extras und ist größer. Sind das jedoch alles Vorteile? Zur Alltagstauglichkeit: [LINK]. Aber billiger wird der Tankvorgang dadurch natürlich trotzdem nicht.

Pflanzenöl tanken

Der W124 wurde auch dadurch bekannt, dass die Dieselmotoren ohne Umbauten mit reinem Pflanzenöl betankt werden können. Im Winter ist das Fahren von 100% Pflanzenöl zwar nicht empfehlenswert, trotz dessen kann immer ein gewisser Anteil zugemischt werden. Die allgemeine Meinung sagt aus, dass der Motor bei Zugabe von Pflanzenöl ruhiger und weicher läuft. Ich kann diese Wahrnehmung bestätigen.

Lohnt sich der Aufwand finanziell?

Diese Frage ist schwer zu beantworten. Aktuell kostet 1 Liter Diesel ca. 1,10€. Ein Liter Rapsöl kostet im Discounter 0,99€ Somit würde man pro Tankfüllung von 70 Litern 7,70€ sparen. Ob einem der Aufwand dabei wert ist, muss jeder selbst entscheiden.

Und ist das legal?

Da Pöl-Tankstellen nicht sehr verbreitet sind, ist die einfachste Weise, bei Aldi mit 1-Liter Flaschen zu tanken. Hierbei muss die Tankfüllung nachträglich mit der Energiesteuer nachversteuert werden, da das gekaufte Rapsöl lediglich mit 7% Mehrwertsteuer besteuert ist, da es als Lebensmittel deklariert ist.

Es gibt jedoch eine Ausnahme: Sollte der nachzuzahlende Betrag pro Tankvorgang 10€ nicht überschreiten, kann auf eine Angabe beim Finanzamt verzichtet werden. Dies bedeutet, dass offiziell maximal ca. 22 Liter Pöl pro Tankvorgang eingefüllt werden dürfen, ohne Steuern nachzuzahlen.

Nachzulesen ist dies in dem BMF-Erlass vom 16. Juli 2007, Seite 5, IV (14): Erlass_Biokraftstoff.pdf

Symbolische Bedeutung

Für einige hat das Pöl Tanken auch eine symbolische Bedeutung: Man ist unabhängig von den großen Ölkonzernen und den politischen Spielchen in diesem Bereich. Des Weiteren ist die Umweltbilanz einfach gesagt besser. Aus dem Auspuff kommt der CO2-Anteil, den die Rapspflanze vorher auf dem Feld in Sauerstoff umgewandelt hat. Natürlich ist diese Aussage zu einfach gehalten, da die Pflanze gesät, geerntet und auch verarbeitet und transportiert werden muss und dieser Vorgang ebenfalls CO2-Emissionen freisetzt. Diese Faktoren sind allerdings im Diesel teilweise oder in anderer Form ebenfalls vorhanden.

Soweit erst einmal ein grober Überblick. Zum Tanken von Pöl wird es noch ein weiteren Artikel mit ausführlicheren Informationen und Anleitungen zur eventuellen Anpassung des Fahrzeugs geben.

Fazit

Abschließend kann man sagen, dass es viele verschiedene Blickwinkel auf das Thema „Kosten“ gibt. Es ist auch ein entscheidender Unterschied, ob die Anschaffungskosten eine Rolle spielen. Natürlich spielen auch andere Punkte mit in die Entscheidung herein, ob man lieber einen Youngtimer oder einen Neuwagen fahren möchte.

Bei den Anschaffungskosten ist ein W124 in jedem Fall der günstigere Kauf, wenn es sich nicht gerade um einen Exoten wie ein E60 AMG handelt.

W124: 1
W212: 0

Die Versicherungskosten sind bei beiden Fahrzeugen ca. die gleichen, wenn diese als Alltagsfahrzeug genutzt werden. Ein W124 als Zweitwagen ist mit einer Youngtimer-Versicherung deutlich günstiger zu versichern als ein neuwertiger Zweitwagen.

W124: 2
W212: 1

Ein W124 ist ebenfalls deutlich günstiger zu reparieren als ein neuwertigeres Fahrzeug. Es gibt weniger Teile, die den Geist aufgeben und viele Teile sind dann tatsächlich mechanisch kaputt und können auch teilweise wieder repariert werden. Bei neuwertigen Fahrzeugen werden diese Teile einfach gegen Neuteile ausgetauscht, da es ein nahezu unmenschlicher Aufwand wäre, diese wieder in Stand zu setzen.

W124: 3
W212: 1

Beim Spritverbrauch unterscheiden sich die Werte hingegen nicht großartig, obwohl sie dies laut den Normangaben eigentlich tun sollten. Dies ist eine erschreckende Erkenntnis, da man erwarten sollte, dass die Werksangaben ungefähr der Realität entsprechen. Leider ist dies nicht (mehr) der Fall.

W124: 4
W212: 2

Damit steht das Endergebnis fest. Wer beim Auto sparen möchte, sollte sich, diesem einfachen und primitiven Vergleich nach, eindeutig einen Youngtimer kaufen. Daran gibt es nichts zu rütteln. Punkt.